Flexikum – ein modernes Praktikumsmodell für die Zukunft der Arbeit

Mareike Kaufmann
24. Juli 2025
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In Zeiten des Fachkräftemangels und sich wandelnder Arbeitswelten suchen Unternehmen nach innovativen Möglichkeiten, um Talente zu gewinnen und zu binden. Ein spannender Ansatz, der in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist das sogenannte Flexikum – ein flexibles Praktikumskonzept, das unter anderem von der Deutschen Telekom erfolgreich umgesetzt wird. Dieser Beitrag erklärt, was ein Flexikum ist, welche Vorteile es Unternehmen bietet, worauf geachtet werden muss und für welche Betriebe es sich besonders eignet.

Inhalt:

  1. Was ist ein Flexikum?
  2. Das Flexikum in der Praxis
  3. Vorteile des Flexikums
  4. Herausforderungen des Flexikums
  5. Für wen ist das Flexikum geeignet - für wen eher nicht?
  6. Zusammenfassung

Was ist ein Flexikum?

Das Flexikum vereint die klassischen Elemente eines Praktikums – Praxiserfahrung, Einblicke ins Unternehmen und Kontakt zu potenziellen künftigen Arbeitgebenden – mit einem hohen Maß an Flexibilität für die Praktikantinnen und Praktikanten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Praktika, die meist in einem festen Zeitraum und mit klar definiertem Stundenumfang stattfinden, orientiert sich ein Flexikum an den individuellen Bedürfnissen der Praktikantinnen und Praktikanten.

Konkret bedeutet das: Praktikantinnen und Praktikanten können selbst entscheiden, wie viele Stunden pro Woche sie arbeiten möchten – von wenigen Stunden bis hin zu einer Vollzeittätigkeit. Außerdem ist der Starttermin oft flexibel wählbar. Diese Flexibilität soll insbesondere Studierende und Young Professionals ansprechen, die Praxiserfahrung sammeln wollen, ohne dabei ihr Studium oder andere Verpflichtungen zu vernachlässigen.

Das Flexikum in der Praxis

Die Telekom hat mit dem Flexikum ein erfolgreiches Modell etabliert, das zeigt, wie flexible Praktika in großen Unternehmen aussehen können. Dort können Praktikantinnen und Praktikanten zwischen 10 und 38 Wochenstunden arbeiten und sich den Arbeitsumfang selbst aussuchen. Auch der Startzeitpunkt ist frei wählbar, was das Flexikum zu einer attraktiven Option für Studierende mit wechselnden Vorlesungszeiten oder für Berufseinsteigende macht, die flexibel Praxiserfahrungen sammeln möchten.

Vorteile des Flexikums

Gerade für große Unternehmen oder solche in umkämpften Branchen, wie der IT oder Telekommunikation, ist es entscheidend, sich als attraktive Arbeitgebende zu positionieren. Ein flexibles Praktikumskonzept spricht die Bedürfnisse der jungen Generation an, die Wert auf Selbstbestimmung, Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Studium und Arbeit legt. Weitere Informationen zu den Werten der Generation Y, die aktuell den Arbeitsmarkt bestimmt, haben wir in unserem dazugehörigen Blogartikel für Sie zusammengetragen. Viele Studierende oder Berufseinsteigende können oder wollen darüber hinaus keine Vollzeitpraktika absolvieren, weil sie nebenbei studieren oder andere Verpflichtungen haben. Ein Flexikum eröffnet den Zugang zu diesen Talenten, die in starren Praktikumsmodellen möglicherweise außen vor bleiben.

Praktikantinnen und Praktikanten von heute sind oft die Fachkräfte von morgen. Ein flexibles Praktikum bietet Unternehmen die Möglichkeit, junge Talente kennenzulernen und langfristig an sich zu binden – etwa durch Werkstudententätigkeiten oder den Direkteinstieg nach dem Studium. Außerdem kann diese Flexibilität auch dazu beitragen, Menschen mit besonderen Lebenssituationen oder Betreuungsaufgaben eine Chance zu geben, praktische Erfahrungen zu sammeln. Damit leisten Unternehmen einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und Vielfalt in der Arbeitswelt.

Herausforderungen des Flexikums

Auch wenn das Flexikum viele Vorteile bietet, erfordert es von Unternehmen einige Anpassungen und ein Umdenken. Beispielsweise bedeutet Flexibilität nicht Beliebigkeit. Es ist wichtig, klare Spielregeln festzulegen: Welche Aufgaben können Praktikantinnen und Praktikanten übernehmen? Wie sieht die Betreuung aus? Gibt es Mindest- oder Maximalstunden? Nur so lassen sich sowohl die betrieblichen Abläufe als auch die Bedürfnisse der Praktikantinnen und Praktikanten unter einen Hut bringen.

Außerdem muss ein flexibles Praktikum rechtlich sauber gestaltet sein. Das betrifft insbesondere die Themen Arbeitszeit, Vergütung und Sozialversicherung. In vielen Fällen ist eine enge Abstimmung mit der Personalabteilung oder sogar juristische Beratung sinnvoll, um Missverständnisse oder Verstöße zu vermeiden. Die organisatorischen Herausforderungen sollten ebenfalls nicht unterschätzt werden: Wie lassen sich Praktikantinnen und Praktikanten in wechselnden Stundenmodellen gut integrieren? Wie bleibt der Wissenstransfer gesichert? Eine offene Kommunikation und ein gut funktionierendes Onboarding sind hier entscheidend. Auch eine feste Ansprechperson oder eine Mentorin oder ein Mentor sollte vorhanden sein.

Zu guter Letzt darf das Flexikum nicht zur bloßen Aushilfstätigkeit verkommen. Ziel ist es, den Praktikantinnen und Praktikanten spannende Einblicke und echte Aufgaben zu geben – auch wenn sie „nur“ ein paar Stunden pro Woche da sind. HR-Abteilungen sollten deshalb eng mit den Fachabteilungen zusammenarbeiten, um sinnvolle und interessante Aufgabenpakete zu schnüren.

Für wen ist das Flexikum geeignet - für wen eher nicht?

Besonders für große Unternehmen und Konzerne lohnt sich ein Blick auf das Flexikum. Ein weiterer Vorteil ist es, wenn Unternehmen projektbasiertes Arbeiten praktizieren, da es hier leichter ist, Praktikantinnen und Praktikanten bei echten Aufgaben einzubinden und deren Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Wenn in diesen Unternehmen zusätzlich ein großer Wert auf das Employer Branding gelegt wird, eignet sich das Flexikum, um gezielt junge Talente anzusprechen und sie so frühzeitig an das Unternehmen zu binden.

Kleinere Unternehmen mit begrenzten Ressourcen sollten unter Umständen jedoch Abstand vom Flexikum nehmen. Der Mehraufwand, der bei der Organisation der flexiblen Praktika entsteht, kann für kleine Betriebe schlicht zu groß sein. Auch wenn Betriebe auf die herkömmlichen und strikteren Arbeitszeitmodelle bauen, lässt sich das Flexikum mit all seiner Flexibilität nur schwer realisieren.

Zusammenfassung

Das Flexikum ist eine Antwort auf die veränderten Erwartungen junger Menschen an die Arbeitswelt: mehr Flexibilität, mehr Eigenverantwortung, mehr Vereinbarkeit von Studium und Beruf. Unternehmen, die dieses Modell ernsthaft umsetzen, profitieren von einem größeren Talentpool, einem attraktiveren Arbeitgebendenimage und der Chance, schon frühzeitig Fachkräfte von morgen für sich zu gewinnen.

Für Unternehmen bedeutet das Flexikum allerdings auch, dass sie ihre Prozesse anpassen, klare Strukturen schaffen und offen kommunizieren müssen. Wer diese Herausforderung annimmt, kann das Flexikum zu einem echten Erfolgsmodell machen und einen wichtigen Beitrag zur Zukunft der Arbeit leisten.

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