Drei Zeugnistechniken erklärt

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Robert Lassen
15. Februar 2021

Um die Schulnoten in einen Text zu verschlüsseln, haben sich über die Jahrzehnte mehrere Techniken etabliert. Dabei sind Verschlüsselungstechniken nicht mit den verbotenen Geheimcodes zu verwechseln. Wir zeigen Ihnen in diesem Beitrag, wie Sie die Reihenfolgen-, Leerstellen- und Knappheitstechnik erkennen und anwenden können.

1. Reihenfolgentechnik

In Deutschland hat sich in Zeugnissen eine gewisse Reihenfolge etabliert. Sowohl bei der Anordnung der Zeugniskomponenten als auch bei gewissen Komponenten in sich und bei der Ausgabenauflistung.

Ein prominenteres Beispiel ist die Reihenfolge in der Verhaltensbeurteilung. So muss in einer Beurteilung mit der Note 1 - 3 zuerst der Vorgesetzte, dann die Kollegen und zum Schluss die Kunden genannt werden. Wenn der Vorgesetzte hinter den Kollegen genannt wird, wird ein schlechtes Verhältnis zu eben dem Vorgesetzten ausgedrückt. Steht der Kunde ganz vorne, hat der Mitarbeiter wohl eher zum Wohle des Kunden gehandelt und die wirtschaftlichen Interessen seines Arbeitgebers vernachlässigt.

Bei der Auflistung der Aufgaben ist es entscheidend, die wichtigsten Aufgaben zuerst zu nennen. Bei einem Vertriebsmitarbeiter sollten zum Beispiel die Betreuung der Kunden und die Ausstellung von Angeboten oben stehen. Die Organisation von Büromaterial sollte -wenn überhaupt- ganz unten stehen.

2. Leerstellentechnik

Bei der Leerstellentechnik werden entweder ganze Beurteilungskriterien oder auch nur einzelne Worte weggelassen. So erwartet jeder Zeugnisleser zum Beispiel etwas über die Motivation zu erfahren. Fehlt dieser Baustein, kann das eine ungenügende Motivation andeuten. Deshalb ist es wichtig, mindestens die folgenden Kriterien zu erwähnen:

  • Arbeitsbereitschaft (Wollen, Motivation)
  • Arbeitsbefähigung (Können, Belastbarkeit)
  • Fachwissen
  • Arbeitsweise
  • Arbeitserfolg
  • Zusammenfassende Leistungsbeurteilung
  • Verhalten
  • Kündigungs- oder Ausstellungsgrund

Darüber hinaus gibt es berufsspezifische Aussagen, die in einem Zeugnis erwartet werden können. Bei einem Mediengestalter in einer Agentur ist es zum Beispiel üblich, die Zufriedenheit des Kunden mit der abgelieferten Arbeit lobend zu erwähnen. Bei einem Kassierer ist es üblich, die Ehrlichkeit zu erwähnen.

3. Knappheitstechnik

Bei der Knappheitstechnik wurde entweder das gesamte Zeugnis kurzgehalten oder auch nur einzelne Komponenten. Ein Zeugnis sollte je nach Tätigkeit, Position und Dauer der Betriebszugehörigkeit eine gewisse Seitenanzahl haben. Erfahren Sie mehr dazu in diesem Beitrag. Wenn zum Beispiel eine langjährige Führungskraft nur eine 3/4-Seite bekommt, wurde hier sehr wahrscheinlich die Unzufriedenheit mit der Knappheitstechnik ausgedrückt.

Ein insgesamt knappes Zeugnis geht in der Regel mit vielen kurzen Sätzen einher. Dabei sind einzelne kurze Sätze normal und unauffällig. Nur wenn diese gehäuft genutzt werden, ist Vorsicht geboten. Gerade ab der Note 4 kommt diese Technik sehr häufig zum Einsatz.

Tipp:
Nicht immer werden wichtige Komponenten weggelassen oder Zeugnisse bewusst kurzgehalten, um eine Unzufriedenheit auszudrücken. Es kann auch einfach aus Unkenntnis des Zeugnisausstellers passieren. Ein guter Zeugnisgenerator hilft bei der korrekten Erstellung und kann unbeabsichtigt negativen Interpretationen vorbeugen.
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