Das Gendern ist generell noch keine Pflicht in Arbeitszeugnissen, allerdings sagt die Verwendung von gendergerechter Sprache sehr viel über die Arbeitgebenden aus. Es handelt sich dabei vor allem also auch um ein repräsentatives Mittel für Arbeitgebende. Die Verwendung der gendergerechten Sprache kann Auswirkung auf das gesamte Unternehmensbild haben, wenn es um die Bewertung der Diversität, Inklusion und Gleichstellung innerhalb eines Unternehmens geht. Das Gendern ist nach wie vor jedoch stark umstritten, weshalb sich unbedingt mit den verschiedenen Formen sowie den Vor- und Nachteilen des Genderns beschäftigt werden sollte.
Inhalt:
Welche Auswirkungen hat es, wenn keine gendergerechte Sprache verwendet wird?
Mittlerweile existieren tatsächlich einige Studien und Experimente, die sich mit den Auswirkungen der gendergerechten Sprache befassen. So zeigt ein Experiment der Universität Würzburg zum Beispiel, dass bei der Verwendung des generischen Maskulinums, also der ausschließlichen Nennung der männlichen Formen, wie Arzt, Chef oder Personalleiter, bestehende unterschiedliche Behandlungen der Geschlechter noch verstärkt werden. Das zeigt sich vor allem dabei, dass sich beispielsweise bei Stellenanzeigen, die das generische Maskulinum verwenden, hauptsächlich Männer bewerben. Die Chancenungleichheit der Geschlechter wird bei der Verwendung des generischen Maskulinums also deutlich verstärkt, da so vornehmlich männliche Verknüpfungen entstehen.
Welche Gegenargumente gegen das Gendern gibt es?
Die Gegenargumente die immer wieder bei den Diskussionen zur gendergerechten Sprache angebracht werden, drehen sich hauptsächlich um die Verkomplizierung der Sprache. Da es keine einheitlichen Regelungen zur Verwendung von gendergerechter Sprache gibt, kommt es häufig zu Unsicherheiten und Fehlern bei dem Versuch, die Sprache inklusiver zu gestalten. Aus diesem Grund ist die Umsetzbarkeit und auch die Notwendigkeit der genderneutralen Sprache immer wieder im Zentrum der Diskussionen.
Welche Möglichkeiten der genderneutralen Sprache gibt es?
Wenn sich ein Unternehmen nun dafür entscheidet, Arbeitszeugnisse oder auch die externe und interne Kommunikation, genderneutral zu gestalten, bieten sich verschiedene Möglichkeiten, dies umzusetzen. Es ist auch möglich, mehrere Formen miteinander zu mischen, allerdings muss unbedingt auf die grammatikalisch korrekte Verwendung geachtet werden.
Zum einen gibt es die Doppelnennung der männlichen und weiblichen Form, wie bei "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter". Dabei muss jedoch beachtet werden, dass das dritte Geschlecht dabei nicht mitgemeint ist, welches jedoch seit 2017 in dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts anerkannt ist.
Inklusiver ist dann das Binnen-I, wie bei "MitarbeiterInnen", oder die Schreibweisen mit einem Schrägstrich, Unterstrich oder Sternchen ("Mitarbeiter/innen, Mitarbeiter_innen, Mitarbeiter*innen"). Wie bereits erwähnt, schließen diese Formen der gendergerechten Sprache alle Geschlechter mit ein, jedoch ist diese Form grammatikalisch etwas komplizierter. Besondere Vorsicht ist geboten, da Formulierungen wie "Expert*innen" nicht zulässig sind, weil die männliche Form hierbei unvollständig wäre.
Auch neutrale Formulierungen sind ein gängiges Mittel, um die Zeugnissprache genderneutral zu gestalten. Zu solchen neutralen Formulierungen gehört zum Beispiel die "Personalleitung" statt dem "Personalleiter" oder auch Formulierungen, die die Mehrzahl verwenden. Dazu zählt beispielsweise "die Mitarbeitenden". Auch Kollektivbezeichnungen sind denkbar, in denen zum Beispiel von "der Kundschaft", statt "dem Kunden" gesprochen wird.
Worauf muss ein Unternehmen bei der Verwendung genderneutraler Sprache achten?
Ein Unternehmen muss sich einige Fragen stellen, wenn es um die Umstellung auf eine gendergerechte Sprache geht. Im Vordergrund sollte zunächst das Image des Unternehmens stehen. Wie soll sich nach außen hin präsentiert werden? Welche Zielgruppe soll in der Kundschaft angesprochen werden, welche Gruppe von Arbeitnehmenden soll angeworben werden?
Auch auf die Einheitlichkeit sollte geachtet werden. Wie präsentiert sich das Unternehmen sonst? Wird auch auf der Website oder in Stellenanzeigen gegendert? Wie verhält es sich mit dem internen und externen Schriftverkehr? Insgesamt sollte eine Einheitlichkeit der Sprache geschaffen werden, damit keine Verwirrungen aufkommen.
Zum Schluss sollte darauf geachtet werden, ob das Gendern innerhalb der Arbeitszeugnisse die Lesbarkeit und die Verständlichkeit des Zeugnisses einschränkt oder ob der gängige Umfang eines Arbeitszeugnisses durch das Gendern erheblich überschritten wird. Wenn sich im Endeffekt für das Gendern entschieden wird, sollte immer im Hinterkopf behalten werden, dass die gendergerechte Sprache nach wie vor recht fehleranfällig ist unbedingt verstärkt auf das Vermeiden grammatikalischer Fehler geachtet werden sollte.
Zusammenfassung
Derzeit gibt es noch keine klaren Regelungen, ob in Arbeitszeugnissen gegendert werden muss oder nicht. Trotz der zunächst zahlreichen und kompliziert wirkenden Möglichkeiten lohnt sich dennoch ein ernster Blick auf dieses Thema, da das Bewusstsein für Diversität, Inklusion und Gleichstellung vor allem bei jüngeren Arbeitnehmenden immer mehr an Bedeutung gewinnt und sich ein Unternehmen durch eine gendergerechte Sprache modern und offen präsentieren kann. Dies erläutern wir ebenfalls in dem dazugehörigen Blogartikel. Allerdings sollte bei traditioneller geführten Unternehmen eher auf eine Doppelnennung gesetzt werden, um komplizierte Formulierungen mit Sternchen oder Schrägstrich zu vermeiden, und dennoch eine gewisse Inklusivität in der Sprache zu erzeugen. Die Arbeitszeugnisse sollten jedoch unbedingt an die übliche Kommunikation im Unternehmen angepasst werden, damit sowohl die externe als auch interne Kommunikation einheitlich abläuft. Trotzdem kann eine Umstellung auf gendergerechte Sprache zunächst überfordernd wirken, weshalb ein Blick in unseren Flowmium Zeugnisgenerator von Vorteil ist. Dort kann aus verschiedenen genderneutralen Formulierungen und auch Zeugnisformulierungen speziell für das dritte Geschlecht ausgewählt werden.